Wer im Stress ist, isst oft ungesund. Stress kann also einen direkten Einfluss auf unsere Ernährung haben und umgekehrt unsere Ernährung auf unser Stresslevel. Denn wenn wir genervt sind, fehlen unserem Körper einfach häufig die richtigen und wichtigen Nährstoffe.
Vera John ist Trainerin für Stressmanagement und im Crew-Ressource-Management, für einen deutschen Luftfahrtkonzern. Bei ihren Schulungen steht die Bewältigung von stressigen Situationen im beruflichen und privaten Alltag im Vordergrund. Im Gespräch mit smart meals verrät sie, wie es zu Stress kommen kann und wie man diesem vorbeugen kann.
Andauernder Stress kann schwerwiegede Folgeden haben.
Man unterscheidet zwischen Stressessern und Menschen die bei Stress einfach vergessen etwas zu essen.
"Do something today, your future self will thank you for!"
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Man unterscheidet Stress einmal in existenzielle Bedrohung und in Überforderung. Beide Ursachen haben die gleichen körperlichen Reaktionen, allerdings spricht man bei der Überforderung von einer psychischen Überforderung.
In beiden Fällen ist etwas gefährdet, was einem wichtig ist, und es ist nicht sicher ob man es erreichen oder schützen kann (Modell der menschlichen Bedürfnisse - Abraham Maslow). Wäre einem die Bewältigung der Aufgabe nicht wichtig, hätte man auch keinen Stress.
Durch das Wissen, was jemandem wichtig ist, weiß man, wodurch er in Stress kommen kann:
Bei länger andauerndem Stress wird der Körper mit Energie versorgt.
Der Gesamtablauf bei Stress sieht wie folgt aus:
Stress entsteht, weil Kampf-/Fluchtreaktion (Punkt 4) wegfällt, und sich die Blutwerte (Punkt 5) deshalb nicht normalisieren können.
Wenn man sich also den Gesamtablauf bei Stress anschaut, merkt man schnell, dass Herzinfarkte, eine geschwächte Regenerationfähigkeit, geschwächtes/ überreagierendes Immunsystem, Risikoverhalten (Rauchen, Alkohol, Sucht) und psychosomatische Beschwerden die Folgen daraus sein können.
Der Blutdruck ist tendenziell erhöht, aber auch Muskelschmerzen können ein Zeichen von fehlender notwendiger Entspannung und Erholung sein, und somit ein Anzeichen für Stress. Wer oft krank ist, an Entzündungen oder Allergien leidet, oder z.B. mit Herpes zu kämpfen hat leidet an einem geschwächten Immunsystem oder Autoimmunkrankheiten, die auf erhöhte Cortisolwerte zurückzuführen sind. Aber auch ein Risikoverhalten, wie z.B. Rauchen, verändertes Essverhalten (Gewichtszunahme/Appetitlosigkeit) oder das häufige Trinken von Alkohol zeigen, dass der Körper sich dadruch Belohnen möchte.
Ich habe es oben ja schon kurz angesprochen und mit einem Smiley gekennzeichnet. Wenn wir gestresst sind, schüttet die Nebennierenrinde Cortisol aus, was erstmal bewirkt, dass Körperfett abgebaut wird.
Das wird von den meisten Menschen sicherlich erstmal positiv und wird dankbar angenommen. Allerdings fällt der darauffolgende Punkt im Ablauf von Stress "Kampf oder Flucht" in unserem heutigen Alltag meistens weg, da wir unser Essen nicht mehr jagen müssen und dabei in einen Kampf mit unseren Mitmenschen geraten. Das heißt im Umkehrschluss, dass wir dadurch nicht mehr die gleiche Energie verbrauchen.
Es kann sein, dass man bei Stress zum sogenannten "Stressesser" wird, und alles was nicht niet- und nagelfest ist, zu sich nimmt. Das heißt, ich achte nicht wirklich darauf, was ich esse. Diesen Menschen ist dann meistens nur wichtig, schnell etwas zu sich zu nehmen, das (für den Moment) sättigt.
Die Belohnung spielt hier eine große Rolle. Zum Beispiel hat man den ganzen Tag so viel geleistet, ist wie ein HB-Männchen vom einen in den anderen Termin gehetzt und das in Rekordzeit - da darf man sich am Abend auch ruhig "mal was gönnen". Dabei bleibt es allerdings meistens nicht: die Chipstüte vom Vorabend, wird noch geleert und weil die Chips so lecker waren, nimmt man sich beim nächsten Einkauf gleich noch drei Packungen mit... Aber ich schweife ab.
Genau das Gegenteil kann natürlich auch eintreffen - Man vergisst zu essen. Es fehlt einem die Zeit zu essen, bzw. man hat so viel im Kopf, dass man es einfach vergisst. Die Zeit fehlt einem natürlich nicht, man sieht Essen nur nicht mehr als so wichtig an, bzw. haben die anderen Dinge eine höhere Priorität, und deshalb nimmt man sie sich nicht. Das wird früher oder später allerdings zu erheblichen Mangelerscheinungen führen. Denn ohne ausreichend Nahrung, bin ich auch nicht mehr so leistungsfähig.
Es gibt so einen schönen Satz von Sean Patrick Flanery, "Do something today, your future self will thank you for!", und das passt auch wunderbar auf Vorbeugestrategien. Ausdauersport ist z.B. eine von 5 Anti-Stress-Strategien. Er baut überschüssiges Fett und Zucker ab (z.B. beim Joggen) und ist gesund, da nur eine leichte Anstrengung von 20- 30 Minuten pro Tag ausreichen sind.
Eine weitere wichtige vorbeugende Maßnahme ist Entspannung. Die Zeit dafür muss man sich oft aktiv nehmen, dabei muss es gar nicht lange sein. Ich selbst unterrichte z.B. Autogenes Training, und hier reichen sogar schon 5 - 10 Minuten täglich um Entspannung zu erreichen.
Es eignet sich besonders um Gedanken zu beruhigen, bei Kopfschmerzen, um den Blutdruck zu senken, aber auch zum Einschlafen oder bei Nervosität hilft Autogenes Training.
Externes Stressmanagement, das heißt externe Hilfe hinzuziehen und bei den entsprechenden Umständen ansetzen. Das kann im Beruflichen zum Beispiel die Gewerkschaft sein, der Vorgesetzte oder sogar die Kündigung. Im privaten Bereich kann das je nach Stressfaktor auch eine Eheberatung sein oder auch Unterstützung des Partners aktiv einholen.
Beim Internen Stressmanagement setzt man bei sich selbst an. Dazu kann z.B. gehören, "Nein" sagen zu lernen, Gedanken ändern oder Dinge mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Alle Infos zu Veras Seminaren findest du auf von Kopf bis Seele
Eines meiner liebsten Antistress-Strategien ist das Zeitmanagement. Denn mit einem guten Zeitmanagement und guter Organisation lässt sich schon sehr viel Stress vermeiden. Dazu muss ich allerdings meine Ziele bestimmen, und genau wissen, was ich will. Prioritäten müssen gesetzt werden, Gewohnheiten aufgebaut werden und am allerwichtigsten - ich muss damit anfangen :)
Nur wer seine Bedürfnisse kennt, kann sie auch befriedigen oder erfüllen. Ist diese Befriedigung oder Erfüllung gefährdet, entsteht Stress. Wenn man weiß, was für einen selbst wichtig ist, kann man auch gut für sich sorgen.